Außen

Das Äußere der Allerheiligenkirche beeindruckt durch eine klare Linien- und Konturführung, eine sich konvex vorwölbende Fassade, den Wechsel von gelbem und weißem Kalksandstein sowie durch einzelne vorstehende Steine.

 

Über den drei Eingangsportalen wurden Heiligen-Darstellungen als Tiefreliefs von Hans Mettel angebracht, die monumental das Patrozinium vertreten.

 

Die Tiefreliefs von links nach rechts: Kaiser Heinrich II, Hildegard von Bingen, Bonifatius, thronende Maria mit dem Jesuskind (in der Mitte), Lubentius, Elisabeth von Thüringen und Georg mit dem Drachen.

Die Heiligen sind symmetrisch ausgerichtet. Einzig die Figur der Mutter Gottes ist sitzend mit dem segnenden Christuskind auf ihrem Schoß dargestellt. Sie thront über der mittleren Tür und nimmt so eine exponierte Stellung gegenüber den anderen stehenden Heiligen ein.

 

Kerstin Schlüter schreibt in ihrer Publikation "Der Bildhauer Hans Mettel": „Mettel folgt mit der Gestaltung der thronenden Muttergottes, die Christus frontal auf ihrem Schoß sitzend zeigt, einem Typus, der besonders in der byzantinischen Kunst verbreitet war. Im Frankfurter Liebieg-Haus konnte Mettel dieses Motiv an der sog. Siechhaus-Madonna (um 1050 entstanden) studieren. Es handelt sich dabei um eine der wichtigsten frühmittelalterlichen Holzfiguren. Mettel übernimmt die formale Strenge dieser Komposition." Die Reliefs wurden vor Ort in den Stein gehauen. Mettel erprobt erstmals 1953/54 an der Allerheiligen-Kirche seine so genannten "Kerbreliefs" (die Form war in der altägyptischen Kunst beliebt und erlangte im 20. Jahrhundert beispielsweise durch die Reliefs von Barlach und Blumenthal eine neue Aktualität). Die starke Kontur des Kerbschlages hebt die Gestalten von der Mauerfläche ab, doch bleibt die Fläche von Wand und Figuren bündig. Bemerkenswert sind die verschiedenen schrägen Schnittflächen des Kerbschlages, Hinweis: Abgeschlagene Kerbflächen und abgeschlagene vorstehende Steine.

 

Willi Schmidt erinnert sich 1993 im Gespräch mit Kerstin Schlüter, wie Mettel und seine Schüler dieses Relief fertigten: "Wir haben zu dritt an diesem Relief gearbeitet. Zuerst haben wir uns ein Liniennetz auf die Wand gezeichnet und darin das Modell, das bestimmt fünfmal vergrößert war. Das Gitternetz ermöglichte uns, jederzeit Korrekturen vorzunehmen, die bei der Umsetzung in die große Form einfach notwendig waren. Danach haben wir die Kerben herausgehauen. Die Kerben sind nicht absolut symmetrisch,…..Ich empfand diese Arbeit als eine merkwürdige Zwischentechnik: Es ist kein Relief im klassischen Sinn. Es hat etwas von einem Holzschnitt, d.h. es ist graphisch zu lesen."

Der Turm, ein Stahlbetonskelett, steht seitlich – in der Art eines Campanile vor der genordeten Kirche an der Westwand. Durch eine schmale Brücke ist er mit der Galerie an der Kirchenrückwand verbunden.

 

 

Text: Weite Passagen entnommen aus dem Manuskript von Ulrike Schubert M. A., Vortrag zur Allerheiligenkirche am 24.02.2007.